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Johann Philipp Becker (1809-1886)

zuletzt aktualisiert: 30.10.2008

Johann Philipp Becker (1809-1886)
Johann Philipp Becker (1809-1886)

Johann Philipp Becker wurde am 20. März 1809 in Frankenthal (Pfalz) geboren, seine Familie entstammte dem halb-proletarischen Kleinbürgertum und war der jakobinisch-republika-nischen Tradition verbunden. Aufgrund der materiellen Notlage seiner Familie musste er die Schule vorzeitig verlassen und eine Lehre als Bürstenbinder absolvieren. Im Anschluss daran eröffnete er einen eigenen Handwerksbetrieb. Schon früh von den Freiheitsidealen von Familie und Umfeld beeinflusst, wurde er nach den Eindrücken der Pariser Julirevolution im Jahre 1830 politisch aktiv. So schrieb er Artikel für Siebenpfeiffers „Westboten“, die von der Forderung nach einem demokratischen Nationalstaat geprägt waren.

Auch beim Hambacher Fest machte er durch eine radikale Rede auf sich aufmerksam, in der er u.a. eine allgemeine Volksbewaffnung forderte. Seine nach dem Fest erfolgte Gefangennahme gipfelte in einer Anklage wegen Hochverrats. Nach dem Freispruch beteiligte sich Becker an der Befreiung von Jakob Venedy und Philipp Jakob Siebenpfeiffer aus dem Gefängnis in Frankenthal. Aufgrund von Überwachung und Schikanen gegenüber seiner Person emigrierte er 1838 in die Schweiz. Dort kam er durch seine Teilnahme als Offizier am Schweizer Sonderbundkrieg und durch die Nähe zum Geheimbund „Junges Italien“ in Kontakt mit frühsozialistischem Gedankengut. 1848 gründete er die bewaffnete Organisation „Deutsche Legion aus der Schweiz“ und nahm am ersten badischen Aufstand teil. Er war Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „Die Revolution“ (später: „Die Evolution“), mit der er einen „unerbittlichen Kampf gegen das Fürstentum, entschiedene Vertretung der Interessen der sog. unteren Volksklassen, Völkerassoziation“ bewirken wollte. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Mai 1849 kämpfte er in seiner Position als Oberbefehlshaber der revolutionären badischen Volkswehr bzw. als Divisionskommandant der badischen Armee gegen die preußischen Truppen.

Im Juli 1849 – nach der Niederschlagung der Revolution – kehrte Becker in die Schweiz zurück, wo er sich sozialistischen Ideen annäherte. So kam er in Kontakt mit Karl Marx und Friedrich Engels, mit denen sich eine Freundschaft entwickelte. In Unterstützung und als Nacheiferer Ferdinand Lassalles gründete er im Sommer 1862 den Eidgenössischen (Volks-)Verein, der u.a. „die geistige und materielle Emanzipation der Arbeiterklasse“ verwirklichen wollte. 1865 war er Mitbegründer des Genfer Zentralkomitees der I. Internationale, 1869 Teilnehmer am Gründungskongress der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands in Eisenach. Johann Philipp Becker verstarb am 7. Dezember 1886 in Genf. (kh)


Literatur:

  • Gerhard Nestler: Johann Philipp Becker. In: Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa (Bd. 2/Teil 1), hrsg. von Helmut Reinalter, Frankfurt a. M. 2005, S. 23-25.

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